Gestalt und Führung – Teil 2: Präsenz und Gewahrsein im Kontakt mit anderen

In unseren Begegnungen zeigt sich eine Fülle an Erfahrungen, Denkmustern, Projektionen und Gefühlen. Führung bedeutet für mich auch in Kontakt kommen, Kontakt halten und Kontakt unterstützen um so im Miteinander gute Ergebnisse hervorbringen zu können.

Ich war einst neu als Verantwortliche für einen Wareneingangsbereich, in diesem arbeiteten ca. 90 MitarbeiterInnen, zusätzlich dann noch 15-30 LeiharbeitnehmerInnen. Die eigenen Angestellten wurden mit Vornamen und Du angesprochen, die LeiharbeitnehmerInnen (die teilweise jeden Tag seit Jahren in dem Unternehmen unterstützten) mit Du und deren Nachnamen. Die Begründung: nur mit dieser Unterscheidung können die Verantwortlichen festangestellte und LeiharbeitnehmerInnen auseinander halten. Mir war dies egal, ich empfand Respektlosigkeit im Umgang mit den MitarbeiterInnen (egal, welchen Status diese haben), stellte mich vor und fragte alle nach deren Vornamen. Irritation bei den Betroffenen stellte sich ein. Ich wollte die Menschen die mich umgeben auch als Menschen wahrnehmen und nicht als Arbeitsobjekte. Ich bin dankbar dafür, dass ich schon vor vielen Jahren Zugang zu meinem Gespür für Menschen und mich selbst hatte. Innerhalb von wenigen Wochen hatte ich sehr guten Kontakt zu den MitarbeiterInnen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit war möglich.

Liebe Führungskräfte, lernt euch selbst etwas besser kennen um bewusster zu handeln um klarer zu sein um raus zu kommen aus der Rolle, die es zu wahren gilt. Seid etwas mehr ihr selbst, lernt den Schattenteil in euch kennen und anzunehmen. Überlegt euch, was euch wichtig ist, und warum, welche Annahmen ihr trefft und woher diese stammen. Habt ihr diese blind übernommen, könnt ihr hinter diesen stehen?

Je mehr ihr wisst und spürt was ihr tut und warum ihr tut was ihr tut, desto besser könnt ihr in Kontakt mit eurem Umfeld kommen. Ihr werdet als Führungskräfte automatisch ernst genommen, echter Respekt entsteht durch das Sein und nicht durch Hierarchie. Es gibt hierbei auch kein richtig oder falsch sondern nur ein ja so ist es, das ist mir gerade wichtig, das spüre ich und so denke ich und so handle ich, das bin ich und so passt das für mich. Die Gefahr besteht, dass ihr nicht mehr zu dem System passt, in dem ihr aktuell seid, doch anstelle darin krank und überlastet zu werden besteht die Chance neue Wege zu gehen.

Weiterführende Fragestellungen können dir helfen etwas klarer für dich zu sein. Gerne unterstütze ich dich bei der Stärkung deines Gewahrseins als Führungskraft.

  • Welche Werte sind mir selbst wichtig?
  • An welchen Stellen in meinem Tun zeigen sich diese?
  • Was tue ich dafür, dass diese sich stimmig für mich und andere anfühlen?
  • Was fühle ich in der Begegnung?
  • Wie fühlt sich mein Körper an?
  • Was wird gesagt? Wie geht es mir damit?
  • Welche Gefühle vor, während und nach dem einem Gespräch?
  • Welchen Rahmen brauche ich für einen guten Kontakt.

Gestalt und Führung Teil 1: Was ist, darf sein

Was ist darf sein – oft liegt im Führungsalltag ein Nebel vor dem, was eigentlich ist. Ideen, wie Miteinander, Projekte und Prozesse zu sein haben spielen eine größere Rolle bei Entscheidungen als die Akzeptanz von dem was sich zeigt. Das führt zu oberflächlichen Entscheidungen, deren Nutzlosigkeit sich erst im Tun erweist, denn sie kommen nicht an den Kern, sondern behandeln den Nebel.

Tipp: Schaue, was wirklich ist. Wann wird etwas vorgeführt. Wann wird eine Rolle gespielt wo eigentlich Angst vorhanden ist, wann wird kaschiert, wann wird etwas vorgegeben um abzulenken. Übe dich in der Wahrnehmung von dem was ist. Wo bist du? Wann spielst du selbst vor? Welche Emotionen sind deine Antreiber?

Übung – WAHRNEHMUNGSSCHÄRFUNG:

Was höre ich, was sehe ich, was denkt mein Kopf, was nehme ich an, was hätte ich gerne. Spüre den Körper, wann atmest du wie. Wie geht es dir, glaubst du, vertraust du, bist du präsent? Nimmst du dir Zeit?

Möglicher Umgang mit deiner Wahrnehmung: drücke sie aus, bringe sie in den Kontakt, ohne Wertung. Es besteht die Chance eine gute Begegnung zu gestalten auf deren Basis Zusammenarbeit wirklich möglich ist.

Nutzbarkeit der gestalttherapeutischen Haltung für die Entwicklung von Führungskompetenz

Vor fast 20 Jahren stieg ich in eine Führungsposition ein, ich gerade mal 24 Jahre alt und meine beiden Stellvertreter über 10 Jahre älter als ich, für mich lag das Leben über den 30igern noch in weiter ferne, das war einfach so alt. Ich hatte das nicht geplant, sondern eine Chance ergriffen. Total nervös und etwas ängstlich schaute ich dem Tag unserer ersten Begegnung im Job entgegen.

Ich weiß nicht mehr was genau mich antrieb, mich intensiv mit dieser Situation zu beschäftigen – es schien wie ein innerer Ruf zu sein, diese Herausforderung gut zu meistern, als würde sehr viel für mich davon abhängen. Jedenfalls saß ich bei einem Glas Rotwein in meiner noch Studentenbude, visualisierte die vor mir liegende Situation und begann mir Fragen zu meiner Rolle zu stellen: Wie will ich, dass ich wahrgenommen werde, warum ist mir das wichtig, wie möchte ich als Chefin sein, was ist der Rahmen in dem ich mich bewege, was meine ich, dass von mir erwartet wird, was erwarte ich von mir selbst, welche Vorbehalte könnten mir begegnen, was möchte ich dazu ansprechen, was ist meine Verantwortung, was nicht, welche Werte sind mir wichtig, wo zeigen sich diese im Rahmen von Zusammenarbeit, welche Gefühle spüre ich und was ist mir selbst dabei wichtig.

Daraus entstand für mich ein Rahmen für mein Handeln und eine Klarheit die mein Umfeld manchmal überraschte, eine Offenheit an Stellen an denen so manch andere eher Verschlossenheit zeigte. Verbindlichkeit wo diese notwendig war und die Fähigkeit Unsicherheit und Irren zu zeigen wo ich dieses hatte.

  • Damals hörte ich auf mein Gefühl in Bezug auf mein Handeln und meine Gestaltung von den Begegnungen mit meinen MitarbeiterInnen. Ich brachte in den Kontakt was notwendig war. Dialogisch, auf Augenhöhe und Respektvoll.
  • Damals nannte ich es Bildgestaltung, wenn ich den Eindruck hatte, dass mir für eine Entscheidung noch Informationen fehlten. Damals schaute ich, was ist die wirkliche Motivation, was liegt im Hintergrund, im unausgesprochenen verborgen – das sprach ich an.
  • Damals beschäftigte ich mich mit der dialogischen Führung als alternative zu klassischen hierarchischen Führungsstilen, ich verstand mich als Unterstützerin und Ermöglicherin, als Partnerin für Dialog.
  • Damals beschäftigte ich mich damit, wie ich möglichst viel wahrnehmen kann um mein Begegnungsspektrum und Entscheidungsspektrum zu vergrößern.
  • Damals beschäftigte ich mich mit den Rahmenbedingungen in denen ich wirke und der Gestaltung dieser und ich erfuhr welchen Tanz Persönlichkeit und System der Organisation miteinander tanzen.
  • Damals erfuhr ich wie eine gute Beziehung, eigene Zweifel und Vorbehalte heilen kann. Mir begegnete enormes Zutrauen und ich konnte wirksam werden.

Nun fast 20 Jahre späte erfahre ich im Rahmen meiner Ausbildung zur Gestalttherapeutin, was ich damals tat. Ich konnte so lange nicht erklären, warum ich sehr erfolgreich als Führungskraft arbeitete, ich hatte keine Vorlagen, keine Landkarte, die mir den Weg zeigte. Ich arbeitete selbst an meinem dialogischen Weg, der gleichzeitig auch das System und den Wirkungsrahmen bedachte.

Die Ausbildung in der Gestalttherapie gibt mir eine Sprache über mein damaliges Handeln. Denn die Elemente die ich nun heute wieder aufgreife, habe ich damals schon erfasst, nicht in der Tiefe und nicht in der Bedeutung in der therapeutischen Heilung, doch in meinem Sein als Führungskraft. Genau deshalb möchte ich diese aufgreifen und nun anhand der Gestalttherapie nutzbringend erklären.

  • Heute nenne ich es Erweiterung meiner Bewusstheit – durch Wahrnehmungsübungen
  • Heute nenne ich es das dialogische Prinzip in der Begegnung zwischen Menschen
  • Heute unterstütze ich dabei, das in den Vordergrund zu bringen, was im Hintergrund wirkt.
  • Heute nenne ich es auf das Ganze zu schauen und alles was möglich ist, in Betracht zu ziehen
  • Heute nenne ich es Heilung aus der Beziehung
  • Heute nenne ich es Arbeiten im Hier und Jetzt
  • Heute übe ich Körper und Gefühle noch mehr wahrnehmen zu können und diesen Raum zu geben.

Biete keine Unterstützung für Führungskräfte an!

Heute, bzw. zu dieser Uhrzeit ist das ja schon ein Gestern, hatte ich Geburtstag und mir ein besonderes Geschenk gemacht, ein Mentoring, bei dem es um meine Arbeit und meinen Werdegang geht.

Ganz interessant für mich war die Aussage, dass ich mich doch besser nicht mit Führungskräften in Organisationen beschäftigen soll, da diese sich entweder im Budgetzwang des Unternehmens befinden oder selbst nicht erkennen, dass sie Bedarf an einer Unterstützung haben. Ist das denn wirklich so?

Was ist mit alle den Führungskräften, die nicht wissen, wie sie dem Druck zwischen Mitarbeitern, Vorgesetzten, und eigenen Erwartungen stand halten sollen?
Was ist mit den allgemein gängigen Aussagen zu steigendem Burn Out und Stress? Braucht es hier nicht ab und an jemand, der unterstützt, der mithilft einen Knoten zu lösen? Oder jemand, der einen Rahmen schafft, in dem ausgesprochen werden kann, was im Unternehmen nicht geht?

Und was ist mit den gestiegenen Erwartungen agil, new Work und Leader zu sein? Braucht es hier keine Unterstützung von außen um in die eigene Aufrichtigkeit zu kommen? Jemand, der euch hilft nicht nur das „was“ und „wofür“ zu klären sondern vor allem beim „wie“ einen passenden Weg mit euch findet?

Also liebe Führungskräfte, ich mag euch in all euren Anstrengungen, Zweifeln und Versuchen, möglichst vielem und euch selbst gerecht zu werden. Helft mir doch bitte, dieses Rätsel zu lösen. Geht Unterstützung nur übers Unternehmen oder sucht ihr euch selbst manchmal eigene Mentoren und Support?

Ich finde euch wichtig, ihr gestaltet Begegnungen im Unternehmen und prägt dadurch im Rahmen eurer Möglichkeiten eine Kultur des konstruktiven Miteinanders oder eben nicht. Wäre es da nicht interessant mal etwas aus dem eigenen Unternehmen raus zu schauen und sich Hilfe zu holen? Oder gibt es ein Überangebot an Hilfeleistenden?

PS: an meine Geburtstag habe ich nicht nur gearbeitet sondern auch das Leben gefeiert und im Unterschied zu früher mag ich die 42 wirklich gerne und die silbernen Haare werden von meiner Tochter als „Elfenhaare“ bezeichnet. Das finde ich wundervoll.

SCHEIN oder SEIN

Als Unternehmerkind in einem kleinen Schwarzwalddorf durfte ich sehr früh erfahren, wie denn Unternehmer zu sein hatten. Der Schein, den es zu wahren galt und was auf unsere Familie projeziert wurde könnte ich mit den Worten Erfolg, Reichtum und Freiheit beschreiben. Tatsächlich war der Erfolg immer weniger und die finanzielle Freiheit nur scheinbar vorhanden. Ja, ein Mercedes Cabrio stand vor unserer Tür und ich durfte schon früh die Welt bereisen, das war besetzt mit Konflikten, sich das nicht herausnehmen zu können und sich nicht leisten zu können. Das hatte für mich weitreichende folgen. Denn das erfolgreiche Unternehmergefühl wurde ersetzt durch Scham, es nicht zu schaffen, finanzielle Sorgen, private Schulden und dem dauernden Druck es doch irgendwie hinbekommen zu müssen. Es gab ja eine Erwartung (auch aufgrund der Familientradition zu erfüllen).

Als Kind lernte ich sehr früh zu unterscheiden, was sein und schein bedeutet, das äußerlich erwartete entsprach nicht der von mir gesehenen und erlebten Realität. Die Fähigkeit dies zu unterscheiden zieht sich durch meinen Werdegang und ich habe schon damals die Entscheidung getroffen immer mehr in meine Aufrichtigkeit mit mir und meinem Umfeld zu kommen. Weniger Spielchen, weniger so tun als ob…..

Ebenfalls führte diese Erfahrung auch dazu, dass ich Unternehmer und Führungskräfte immer als Menschen mit ihren Sorgen und Nöten betrachte. Ich sehe das „sein“ auch wenn mir der „schein“ gezeigt wird.

Alles eine Frage der Haltung

Kürzlich im Kontakt mit Mitarbeitern einer kleinen Organisation habe ich mal wieder feststellen dürfen, wie Emotionen der Mitarbeiter durch die Haltung der Führungskraft beeinflusst werden können.

Aufgrund eines anstehenden Gesprächs entstand beim Kollegium große Anspannung und Sorge sich rechtfertigen zu müssen und für eine Arbeitssituation zur Rechenschaft gezogen zu werden. Diese Sorge wurde durch die Führungskraft insofern unterstützt als das die eigene Sorge an den Mitarbeiterkreis weitergegeben wurde.

Dabei ging es nur darum in einem gemeinsamen Gespräch zwischen Kunden und Führung und Team ein einheitliches Bild herzustellen und Informationslücken zu schließen.

Wäre die Führungskraft an dieser Stelle mehr im Kontakt mit sich selbst gewesen und klar um was es geht, dann hätte auch das Kollegium keine Sorge haben müssen.

Meine Empfehlung: auf das Schauen was ist und nicht was alles im Kopf an Gedanken dazu entsteht. Die Gedanken bei sich selbst wahrnehmen. Diese können der persönlichen Weiterentwicklung dienen. Eine Haltung der Gelassenheit und des Vertrauens entwickeln. Meist begegnen sich Menschen sehr wohlwollend oder versuche nur ihre eigene Sorge transparent machen.

Geld – Gehalt – Zeit

Ich war 12, als ich nach der Schule die monatlich geleisteten Arbeitsstunden aus den manuellen Stempelkarten der Mitarbeiter berechnete. 
Ich stellte fest, dass Arbeitsstunden für gleiche Arbeit unterschiedlich finanziell vergütet wurden und dass darüber nicht gesprochen wurde. #newpay#newwork

Dann begann ich Fragen zu stellen. Wer bekommt wie viel für was und warum muss die Pause ausgestempelt werden, etc.? Was zählt zur Arbeit und was zur Pause? Wie geht es den Menschen wohl, wenn ihre Zeit in Geld umgewandelt wird?
Und machen die Mitarbeiter eigentlich gerne was sie tun? Und warum nur haben meine Eltern keine Stempelkarte…..
#Unternehmerkind

Mitte 20, und ich war selbst Führungskraft (nein, nicht im Betrieb meiner Eltern): in meinem Bereich wurde offen über Gehalt gesprochen, die Einstiegsgehälter waren transparent, konnten von allen nachvollzogen werden und die Mitarbeiter in meinem Verantwortungsbereich entschieden eigenverantwortlich über Gehaltserhöhungen.

Heute plädiere ich dafür, keine Angst zu haben über Vergütung zu sprechen und helfe Führungskräften dabei, sich mit mehr Leichtigkeit und weniger #stress an angeblich schwierige Themen zu wagen. Für mehr #Klarheit#Aufrichtigkeit und #Augenhöhe in Begegnungen im Arbeitskontext und darüberhinaus.

„Frau Waibel, schmeißen Sie alle festangestellten gewerblichen Mitarbeiter raus und ersetzen Sie diese durch Zeitarbeitnehmer.“

Ich, Betriebsleiterin in einem Logistikbetrieb und mein Chef, der Geschäftsführer, mit einer klaren Ansage. Meine erste Reaktion: krasser Typ, der total durchgedreht ist. Mir war sofort klar, dass ich das nie, nie, nie umsetzen werde.

Ich analysierte ihn, wollte er mich damit testen? Oder ist sein cholerisches Wesen mit ihm durchgegangen. War diese Aussage ein Stellvertreter für einen anderen Konflikt in ihm. Oder meinte er das tatsächlich ernst? Und was ist sein Beweggrund (den hatte ich schnell klar: die Personalkosten).

Was habe ich also getan:

Ich hatte eine schlaflose Nacht, sortierte mich, forderte am nächsten Tag einen Termin ein (er war immer sehr beschäftigt) und teilte ihm folgendes mit:

-eine solche Anweisung setze ich nicht um. Wenn er diesen Weg gehen möchte, dann darf er diesen selbst umsetzen.

-ich strebe einen vertrauensvollen Umgang mit den Mitarbeitern in meinem Verantwortungsbereich an und versuche die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese ungehindert tätig sein können, lernen stattfinden kann und die Kundenanforderungen erfüllt werden. Das widerspricht dieser Ansage von ihm.

-in der Zusammenarbeit zwischen ihm und mir erwarte ich eine andere Art der Kommunikation, auch für den Fall, dass dies nicht ernst gemeint war, da ich kein Interesse an informellen Spielchen habe.

-er solle bitte prüfen, inwieweit er bei den Punkte mitgehen und diese unterstützen kann, oder ob ihm diese Art, Zusammenarbeit zu denken total widerspricht, denn dann passen wir nicht zusammen.

Ich hatte den Eindruck, dass er innerlich sehr verunsichert war, denn mit einer solchen Klarheit wurde in dem Unternehmen selten mit ihm gesprochen. Seine cholerische Art blockte ich einfach ab. Zumindest dem Anschein nach, denn dieses Gespräch hat mich nervös gemacht, ich war unsicher und wusste nicht, ob ich es tatsächlich schaffe die Punkte in der von mir angestrebten Deutlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Glücklicherweise war ich zu diesem Zeitpunkt schon sehr führungserfahren und klar, wie Zusammenarbeit für mich gut funktioniert und welche Werte ich vertrete. Ich frage mich manchmal ob es wohl Führungskräfte gibt, die das wirklich ernsthaft umgesetzt hätten….

Was ist nach meinem Gespräch passiert?

Einfach nichts, meine Punkte wurden gesagt und gehört und bestätigt, dass das doch nicht ganz so gemeint war. Doch ich habe noch etwas anderes gelernt, ich habe den Menschen vor mir gesehen. Dieses Verhalten war seine Strategie an dieser Position zu sein wo er ist, sich durchzusetzen und sich Respekt zu verschaffen und vielleicht auch eigene Unsicherheiten zu kaschieren. Ich vermute, dieses Verhalten war notwendig und nützlich zu einem bestimmten Zeitpunkt. Mir ist es gelungen hinter die Fassade blicken zu können und spürte trotz meiner Distanz zu dem Gesagten, Mitgefühl.

Kannst du Führung wirklich, wirklich?

Ehrlich zu mir selbst.

Ich habe schon manchmal so getan als hätte ich voll den Plan und alles im Griff und ganz ehrlich: ich habe mich gefragt, ob ich etwas schaffe, ob ich etwas kann, ob ich etwas gerecht werde, ob ich fair war, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, ob ich etwas tun sollte, oder etwas lassen sollte, durchhalten muss, oder etwas verkaufen muss, Dinge verschweigen soll und vor allem: was denken denn die anderen von mir.

Stärke durch persönliche Klarheit.

Diese Grübeleien haben mich einerseits leiden lassen und mich andererseits ausgestattet mit einem sehr guten Gefühl für mich selbst und der Verbindung zu meinen Werten und meiner Haltung. Das lässt mich mich aufrichtig sein. Ich verbiege mich nicht und habe erkannt, ich liebe Führung, denn ich liebe den Kontakt zu Menschen, das gemeinsame Lernen und arbeiten an einem Thema.

Rückmeldungen zu eigenem Wirken.

Laut meinen „Kunden“ bin ich eine super Führungskraft, mir wurde schon mehrfach applaudiert, ich wurde vermisst, wie ich gegangen bin und als prägend wahrgenommen. Kunden sind in meinem Verständnis meine Mitarbeiter. (Dienstleister ist übrigens in diesem Verständnis mein „Vorgesetzter, Chef, oder wie man diese Person auch immer bezeichnen möchte.) Mein Job ist/war es den Rahmen für Zusammenarbeit zu gestalten und die Kunden dabei zu unterstützen wiederum ihren Kunden weiterzuhelfen. Das alles findet/fand in Begegnungen statt, entweder zu persönlichen Themen, oder zu arbeitsbezogenen Themen.

Und doch blieben so manche Zweifel, kann ich das wirklich, wirklich? Oder spiele ich hier nur was vor?

Meine wertvollste Ressource – Fragen stellen.

Mittlerweile, dank vieler Jahre Erfahrung und der Klarheit für mich selbst glaube ich, dass ich Führung kann. Allerdings nicht nach Lehrbuch, sondern aus mir selbst heraus. Ich kenne meine Ressourcen und meine Fähigkeiten. Das kraftvollste Tool, das ich nutze ist es mir und meinem Umfeld Fragen zu stellen. So manche Frage habe ich mir schmerzlich ehrlich beantwortet, mir zugestanden mich unsicher zu fühlen, Zeit zu brauchen, mich klein zu fühlen, Neid zu empfinden. Es gibt diese „verbotenen“ Worte, das was eine FK nach außen nicht zu sein hat, die Elefanten im Raum, das nicht ausgesprochene in dem so viel Möglichkeiten zur Weiterentwicklung steckt.

Unausgesprochenes aussprechen.

Ich bin davon überzeugt, dass aus mehr Elefantenarbeit mehr aufrichtige Begegnungen im stattfindet und gleichzeitig eine gesündere Beziehung der Führungskräfte zu sich selbst. Vielleicht erspart das die eine oder andere Burnout Prävention.

Lieber mit Pause und klar, als verwirrt und schnell.

Mal wieder eine Besprechung und eine ganz-dringliche-eilt- sofort-wir-müssen-etwas-tun-Entscheidung. Ich mache dabei nicht mit. Es sei denn das Bild um was es geht und meine Haltung dazu scheinen vollständig. Ansonsten nehme ich mir eine Sortierzeit auch wenn es nur eine Toilettenpause dafür gibt. Wer mit mir arbeitet, muss das aushalten. Dafür kann ich danach verbindlich und klar kommunizieren.

Wie gehe ich also vor:

Schritt 1 – Zeit, ich wäge die Dringlichkeit meiner Reaktion ab. Selbst eine scheinbar notwendige sofortige Reaktion kann meist 5 Minuten Pause aushalten. Diese reichen mir schon um die weiteren Schritte durchzuführen.

Schritt 2 – Gefühl, ich spüre in mich hinein, ist da ein Gefühl, eine Wahrnehmung, eine emotionale Reaktion die Beobachtung braucht.

Schritt 3 – Bildgestaltung, ich wäge ab, was sind Fakten, was wurde tatsächlich gesagt, was sind meine Annahmen und Interpretationen, womit fühle ich mich gut, womit schlecht, was ist mir gleichgültig. Fehlen mir noch Informationen, brauche ich eine Beratung? Muss ich noch mit jemand dazu sprechen? Womit bin ich einverstanden, womit nicht, aus welchem Grund. Liegt der Grund in der Sache oder in der Person, oder im Miteinander. Wie gestalten sich die Verantwortlichkeiten zu dem Thema. Was liegt bei mir?

Schritt 4 – Klarheit, Das Bild scheint vollständig genug um zu handeln. Ich kläre auf, treffe Entscheidungen, übernehme Verantwortung oder entscheide mich dagegen.

Übung Wahrnehmung – Interpretation

  1. Was hörst du, was siehst du, was spürst du, welche Gedanken nimmst du wahr.
  2. Was meine ich zu wissen? Was ist meine Bewertung? Was finde ich gut, was schlecht?

Diese Übung kann zu jeder Zeit stattfinden und schult dich zu unterscheiden, was bei dir ist und was nicht.

Wie werde ich Führungskraft?

Mosbach, 20 Jahre ist es nun her, dass ich hier mein Duales Studium begann. Ich bin wieder dort und schaue zu meiner ersten eigenen Wohnung hoch, die im Dachgeschoss dieser schönen Altstadt liegt. Erinnerungen kommen hoch, an die Dönerbude, die Feste, die Lernerei, Liebschaften und Freundschaften, die seither bestehen.

Jetzt ist es anders, vor mir sitzen ca. 20 Studenten, alle in einer Reihe, Computer und Tablets vor sich, etwas unsicher, was sie denn zu erwarten hätten von den nächsten Tagen und Stunden. Für mich war es Neuland, für die Studenten auch. Aber eines wollte ich erreichen: dass sie sich daran erinnern und zwar über ihre Studienzeit hinaus.

Aus aufgereihten Klassenzimmertischen wurden Tischgruppen, aus dem „SIE“ Frau Waibel wurde ein „DU“ Nadine und aus dem sich was vortragen lassen ein selber tun müssen. Für mich normal, für die Studenten sehr ungewohnt – ich war irritiert, die Studenten auch. Echte Geschichten und keine Theorie – Lernen voneinander.

Ihre Erwartung: mir wird erzählt, was ich tun kann um Chef zu werden. Meine Antwort: beschäftige dich mit deiner Haltung, deinen Werten, deinen Glaubenssätzen und vor allem stelle dir ständig alle möglichen Fragen und prüfe, ob dein Verhalten zu deiner Idee von Miteinander, deinen Werten und deinen Vorstellungen zu Unternehmensführung passt. Dann kannst du schon jetzt, wenn auch informell „in Führung“ gehen. Und falls du dann irgendwann offiziell Führskraft sein solltest, könntest du dir überlegen, was deinen Mitarbeitern hilft, das sie dich nicht mehr brauchen.

Das Feedback war super. Zufrieden machte ich mich auf den Heimweg. Dennoch nagte an mir das komische Gefühl, dass in unserem Ausbildungssystem etwas ziemlich schief läuft. Mich begleiten sehr viele Fragen bei dieser Fahrt und es entsteht eine Wunschliste.

Ich wünsche mir, dass Studenten (in diesem Fall BWL) mit folgenden Themen konfrontiert werden:

  • Prinzipien der Gemeinwohlökonomie
  • Methoden, die partizipatives Denken und Handeln unterstützen (Open Space, World Café)
  • Eigene Glaubenssätze zu Unternehmensführung
  • Wertbildungsrechnung
  • Künstlerisches Tun – inkl Transfer zur Arbeitswelt
  • Teilnahme an Barcamps, Unkonferenzen, Open Space Veranstaltungen zum Thema Arbeitswelt (ich wünsche mir kostenfreien Einlass für Studenten für viele solcher Veranstaltungen).
  • Agilität (Scrum, Kanban) als Methode und als Haltung
  • Lernforschung – Gerald Hüther
  • Unternehmensbeispiele die, offen agil und anders arbeiten, was Arbeitszeitmodelle, offene Gehaltsmodelle, andere Unternehmensformen anbelangt

Falls Sie als erfahrene Führungskraft auch Interesse an einem dieser Themen haben, freue ich mich, mein Wissen dazu mit Ihnen zu teilen.

AUGENHÖHEcamp

AUGENHÖHEcamp

Es ist 9:30Uhr, in den Räumen der International School of Management (ISM) sitzen 100 Menschen in einem Kreis. Ich eröffne das erste AUGENHÖHEcamp in Hamburg. Ich bin aufgeregt. Hält der Tag für die Teilnehmer, was wir angekündigt haben? Ein Lernraum zu sein für Menschen, die in Ihrer Organisation andere Wege gehen wollen? Ich werde erwartungsvoll angeschaut. Die Hose über Bauch mit Kind spannt. Ich nehme das Mikro in die Hand und tue das was ich kann: mich von dem Moment tragen lassen und mir vertrauen, dass das schon alles wird. Ich wünsche allen Teilnehmern Momente mit hoher Begegnungskraft.

An diesem Abend waren wir im Orgateam euphorisiert. Ein toller Tag. Wir feierten uns selbst und waren uns einig: das machen wir wieder. Wir entschieden uns, alle Informationen zukünftigen Camporganisatoren zur Verfügung zu stellen und dachten groß: dezentral organisierte AUGENHÖHEcamps überall, das wärs doch. Open Source, Open Space, Co-Kreation, yeah! So hatte ich noch nie gearbeitet, voll mein Ding.

2016 ziehe ich mit Mann und Kind wieder in den Süden. Moin, Moin Karlsruhe. Glücklicherweise gab es eine bestehende AUGENHÖHEcommunity und so war es für mich ein leichtes, Interessenten für die Durchführung eines Camps zu finden. Die Begegnungen in unserem karlsruher Orgateam sind zu einem wundervollen Erlebnis für mich geworden. Gemeinsames, offenes Arbeiten, voller Respekt und Achtung. Ich bin sehr berührt wenn ich an diese Runde denke. Kürzlich fragten wir uns worin unsere persönliche Motivation liegt, das Camp durchzuführen. Ich stellte fest, dass mich nicht der inhaltliche Schwerpunkt darin reizt. Gemeinsam mit tollen Menschen etwas sinnstiftendes zu erschaffen lässt mich lebendig fühlen. Ein zauberhaftes Gefühl des Glücks und der Wirksamkeit in der Welt stellt sich ein.

Was ich gelernt habe:

  • Wie ich eine große Veranstaltung im Open Space Format organisiere
  • Welche Wirkung durch Open Source und Co-Kreation entfaltet werden kann
  • Wie motivierend ein tolles Orgateam ist

Weiterführende Informationen:

http://augenhoehe-camp.de, http://augenhoehe-ka.de

„Es ist alles nur ein großes Spiel“

Lieber Andreas,

dieses Jahr habe ich dir pünktlich zu deinem Geburtstag die obligatorischen Grüße geschickt. Das geht nicht jedes Jahr. Meist bin ich zwangsläufig zu spät und manchmal denke ich erst an deinen Geburtstag, wenn ich die Grüße zu meinem von dir erhalte. Wir kennen uns mittlerweile seit fast 20 Jahren. Bei meinem damaligen beruflichen Aufenthalt in Nordrhein-Westfalen teilten wir sogar das gleiche Häuschen. Ich hatte großen Respekt. Bei dieser Begegnung war mir nicht klar wie wertvoll du für meinen weiteren Lebensweg sein solltest.

Einige Jahre später, es war wohl im Sommer 2003 ging es um meine erste Tätigkeit nach dem Studium und du brauchstest noch jemand in deinem Team. Ich war ganz schön aufgeregt, ein Logistikzentrum mit aufbauen, puh… Ich spürte einen großen Druck, aber auch eine große Erleichterung, dass du mir das nötige Zutrauen dafür schenktest.

Ein Jahr später stand das Ding und die ersten Stellen wurden besetzt. Du fragtest mich und meine Kolleginnen welche Aufgabe wir uns für uns selbst darin vorstellen könnten und ich entschied mich eher durch den Gruppenzwang der anderen beiden, dir genauso mitzuteilen, dass ich mir eine Gruppenleiterposition sehr gut vorstellen könnte. Ich hatte gefühlt keinen blassen Schimmer was das bedeutet und hatte die große Sorge im Vergleich zu den anderen beiden nicht so genau zu wissen was ich da tun soll, da die Kolleginnen schon längere Zeit in Logistikzentren tätig waren. Nun denn, da war es mein Angstgefühl. Zum Glück kommt zu diesem bei mir auch immer etwas mutiges, ein Antreiber, eine innere Stimme die mir auch damals sagte…..trau dich, du schaffst das, du kannst das und du bist klug genug, das was du nicht kannst, zu lernen. Und so war ich dann 24 Jahr alt, verantwortlich für das erste Team von Mitarbeitern. Die ersten Einstellung, die ersten Abmahnung, die ersten Kündigungen, die ersten Mitarbeitergespräche und damit einhergehend Auseinandersetzungen mit mir in der Führungsrolle und meiner persönlichen Haltung. Du warst mein Berater, Begleiter, Befürworter, Unterstützer und Vorbild. Ich war nicht immer deiner Meinung und doch hatte ich mit dir immer einen Gesprächspartner auf Augenhöhe. Ich durfte meinen eigenen Weg finden, mein Blick war dir wertvoll und ich konnte Gestalter werden und sein. Dies wäre ohne dein Vertrauen und Zutrauen in mich nie möglich gewesen. Durch deine Unterstützung habe ich selbst erkannt zu was ich in der Lage bin und durfte Talente an mir entdecken, die ansonsten vielleicht bis heute darauf warten würden, zum Vorschein zu kommen.

Genau zu dieser Zeit, dem Beginn meiner Begegnung mit Mitarbeitern habe ich mir viele Notizen gemacht. Was ist mir wichtig? Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um? Wie verstehe ich mich selbst in der Rolle? Was bedeutet Vertrauen, Zutrauen, Respekt, Achtung, Fairness? Wie zeigen sich diese in meinem beruflichen Alltag? Heraus kam ein Wertemindset, dass ich bis heute in mir trage und mir hilft im Umgang mit Menschen Klarheit zu spüren.

Ich hatte vor allem, nachdem du dann das Logistikzentrum und später auch das Unternehmen verlassen hattest manchmal das Gefühl, du wurdest in deinem Blick auf das Miteinander und deine Visionen dahinter nicht verstanden. Ich habe das Gefühl, vieles was dir damals wichtig war verstanden zu haben. Vielleicht täusche ich mich, ich hoffe nicht.

Irgendwann im schönen Norden bewarb ich mich auf andere Führungspositionen – ich dachte, das wird ein leichtes Spiel, doch Pustekuchen. Auf die Frage an wen ich bei meiner bisherigen Tätigkeit zu berichten hatte und welche Regeln ich zu beachten gehabt hätte, gab ich zur Antwort, dass ich keine Berichte in der ihrigen Vorstellung abzugeben hatte und dass es für mich keine Regeln gab außer den Notwendigkeiten, die die Aufgabe und die Verantwortung gegenüber den Kunden mit sich bringt. Budgets auch nicht etc….Mir wurde nicht geglaubt. Doch du weißt, dass das stimmt, denn das war mein Berufseinstieg und daher meine Realität. Dass Arbeit (leider) auch anders organisiert sein kann, habe ich erst später erleben dürfen.

Für einen Satz habe ich noch einige Jahre gebraucht um ihn zu verstehen. Ich nahm die Themen schon immer sehr ernst und wollte keine Fehler machen, genau und gründlich arbeiten etc. das führte zu manchen Zweifeln und ungelösten Rätseln mit viel Kopfzerbrechen. Während dein Blick die Kühltürme streiften sagtest du in einem solchen Augenblick des Grübelns zu mir: „Nadine, das ist alles nur ein großes Spiel“. Heute bin ich viel lockerer und entspannter…. ich spiele gerne 😉

Danke dir von ganzem Herzen.

Nadine


Das habe ich gelernt:

  • Dialogische Führung in der Praxis
  • Eigene Haltung Entwicklen
  • Die Wirkung von Vertrauen und Zutrauen in mich und in andere
  • Meine Führungsqualitäten
  • Beschäftigung mit Selbstverantwortung
  • Wertbildungsrechnung
  • Projektsteuerung
  • Lagersteuerung

Begegnungskraft

Lieber Holger,

ich habe nie damit gerechnet in Hamburg jemanden kennenzulernen, der sein Studium ebenfalls in diesem Miniort Mosbach absolviert hat und da stehst du auf einmal vor mir. Nach einer Netzwerkveranstaltung vernetzten wir uns zunächst über die obligatorische Xingbefreundung. Es folgte die vorsichtige Verabredung im Literaturhauscafe. Und siehe da, wir stellten noch viel mehr Parallelen fest.

Die zu seltenen Kaffeeplaudereien waren für mich eine Oase des freien Denkens, beieinandersein, den anderen sein zu lassen und humorvoll, nachdenklich und sich offen zugewandt. Eine Begegnung voller Kraft. BEGEGNUNGSKRAFT – diesen Begriff hast du bei deinem Tee (Kaffee war eher meins) benutzt. Vielen Dank dafür. Ich habe ihn geklaut, denn kraftvolle Begegnungen sind das, was mein Glück mehrt, was mich bereichert, die Würze im Leben und gemeinsamen Lernen.

Immer wenn ich den Begriff benutze denke ich an dich und freue mich mit dir eine Person im schönen Norden zu wissen, die so reflektiert und behutsam versucht mit sich selbst und anderen Menschen umzugehen.

Vielen Dank an dich,

Nadine

PS: leider wurde es ja nie was mit unserem Multifunktionshausprojekt, aber schon mit dir darüber nachzudenken war wundervoll.

Open Space

Open Space

Ich sitze im Kreis und mir wird von einem Gesetz der zwei Füße, Schmetterlingen und Hummeln erzählt. Ich gehe innerlich auf Abstand, fühle mich nicht wohl, doch ich bin neugierig und lasse mich darauf ein.

Es wurde gelabert, bessergewusst, sich profiliert und das vollkommen ohne dass daraus ein Ziel erreicht wurden. Für mich inhaltlich eine totale Verschwendung und eher abstoßender Natur. So war ich arbeiten nicht gewohnt. Die Themen haben mich nicht interessiert und in Besserwisserei wollte ich bislang auch nicht punkten.

Aber das Thema Open Space ließ mich nicht los und etwas getrieben durch die Idee mich mit meiner frischen Selbständigkeit vernetzen zu wollen ging ich nochmals zu einer solchen Veranstaltung – diesmal mit dem Schwerpunkt Neue Arbeitswelt.

Ich entschied, nicht zu warten bis ich mit Themen konfrontiert werde, auf die ich keine Lust habe und nahm das Zepter in die Hand. Zum Glück hatte vom ersten Termin gelernt wie das funktioniert. Meine Session: Wie gehen selbstgesteuerte Urlaubsplanung und offene Gehaltsrunden in einem Logisitzentrum. Ein Erfolg – meine Session war voll mit Menschen, Kontakte entstanden, es wurde diskutiert, eine wahre Freude. Mir wurde irgendwann erzählt, dass ich ja eine Storytelling Session gemacht hätte. Aha, da gab es wohl einen Begriff für.

Open Space gibt mir mittlerweile die Möglichkeit kraftvolle Begegnungen erwachsen zu lassen. Ich habe gelernt den „Space“ für mich zu nutzen. Das braucht zu beginn Mut und führt zu einem sehr großen Spielraum. Dabei stelle ich mir die Frage: Trage ich bei oder lerne ich etwas, ansonsten kann ich gehen. Freiräume entstehen genauso wie die Option sehr konzentriert voneinander zu lernen und als Forscher unterwegs zu sein.

Was ich gelernt habe:

  • Einem Thema mehrere Chancen zu geben lohnt sich
  • Wenn ich mich für etwas öffne entstehen für mich sehr interessante Begegnungen
  • Wie Open Space funktioniert
  • Dass es eine Methode für Storytelling gibt

Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation

Seit 2013 begegnet mir die GFK nach Marshal Rosenberg in regelmäßigen Abständen.

Meine erste Begegnung war eher negativ. Ich saß in einer Open Space Session mit einem GFK- Anhänger und es kam kein verbindenden Gespräch zustande. Er hat ausschließlich davon gesprochen, wie es ihm geht und was er für Bedürfnisse und Wünsche hat. Dabei alle anderen ignoriert. Ich empfand das blinde Folgen einer Gesprächsmethode abstoßen, nicht verbindend und sehr egozentrisch.

Dennoch, meine Neugier war geweckt und damit meine Offenheit für weitere Begegnungen damit vorhanden.

Mir kam diese Methode leicht vor und mir wurde attestiert ich sei eine Giraffe, denn ich würde die Giraffensprache angeblich wunderbar beherrschen. Dabei merkte ich schnell, dass ich gewisse Praktiken davon sehr gerne einsetzte, ohne diese in der GFK verankert zu wissen, um etwas von meinen Mitmenschen zu erreichen und ihre Bereitschaft zu erhöhen, das zu tun, was ich mir als Ziel gesetzt hatte. Mein nächstes Fazit zu GFK: total manipulativ.

Gerne erinnere ich mich an eine sehr herzliche Begegnung, bei der mein Gegenüber in meinem Hamburger Wohnzimmer meinte, dass ihm einfach ab und zu was auf den Sack gehe und dass es für ihn wichtig sei, sich einfach mal so richtig aufregen zu dürfen und nicht alles durch den GFK- Filter laufen zu lassen und immer nur gedämpft durchs Leben zu spazieren. Ich gab ihm recht.

Dennoch ließ mich das Thema nicht los, immer wieder begegneten mir Menschen, die die GFK als verbindend und beziehungsstärkend beschreiben und darin was persönlich freiheitliches und klares für sich sehen.

Wie mein Sohn 2015 zur Welt kam näherte ich mich nochmals von einer anderen Seit an: wie spreche ich mit meinem Kind.

Mein Fazit:

  • Mir hilft es meine Bedürfnisse zu kennen
  • Mir hilft es über diese zu sprechen und für mich zu klären, was ich mir wünsche
  • andere können mich durch diese Sprache besser kennenlernen und wissen mein Verhalten besser einzuordnen
  • Manipulation durch GFK finde ich nicht schön
  • Ich fühle mich schnell mit meinem Gegenüber verbunden, wenn dieses Elemente der GFK natürlich integriert hat und nicht oberflächlich die Prinzipien der GFK benutzt.

WIE GEHT GFK – ganz einfach:

  1. Du fühlst in dich hinein – Fühle ich mich so oder so, oder so?
  2. Warum fühle ich mich so – Welches Bedürfnis wird nicht befriedigt.
  3. Durch was würde es mir besser gehen – was ist mein Wunsch?
  4. Was brauche ich von meinem Gegenüber – Ich äußere eine Bitte.

Wertbildunsrechnung

Mir war lange unklar, dass die Wertbildungsrechnung (WBR) einen Unterschied machen kann. Für mich war das eher ein lästiges Instrument, das ich nie so ganz durchdringen wollte. Wenn die Zahlen, die ich mir anschaute passten, dann passte das schon irgendwie mit den Handlungen in meinem Verantwortungsbereich.

Und doch, das Instrument lies mich nicht los. Und ich erkannte dessen wirklichen Unterschied erst in dem Moment, wie ich mit etwas anderem konfrontiert wurde, nämlich der klassischen Kosten- und Leistungsrechnung (KLR). Bei einer Führungstätigkeit in einem nicht so erfreulichen logistischen Arbeitsumfeld wurde mir nahegelegt, doch die Personalkosten zu reduzieren. Konkret hieß dies damals: Frau Waibel, schmeißen Sie bitte alle festangestellten Mitarbeiter raus und ersetzen Sie diese durch Werkvertragmitarbeiter.

Da war sie: die Gewinnmaximierung auf Kosten des Personals. Und mir wurde in dem Moment klar, dass sämtliche klassischen Instrumente des Controllings zu für mich verwerflichem Verhalten im betrieblichen Miteinander, und der Formulierung unternehmerischer Ziele führen können. Andersherum: ich wünschte mir Informationen, die mich darin unterstützen sinnvolles zu Tun, mir finanzielle Zusammenhänge aufzeigen und Leistungsträger auch als solche wahrnimmt. Ich dachte an die WBR und bot bei dem dann folgenden Intrinsify.me Wevent eine Session dazu an.

Am wichtigsten scheint mir, dass die WBR mir Zahlen liefert, die mich in folgendem Denken unterstützen:

  • Mitarbeiter sind Leistungsträger und stehen nicht in Konkurrenz zum Unternehmensziel, sondern ermöglichen erst dessen Erreichung. In der WBR sind die Mitarbeitereinkommen als Teil der Eigenleistung angezeigt.
  • Wertschöpfung ist wichtiger als Gewinnmaximierung. In der WBR steht nirgendwo das Wort Gewinn – entsteht ein Überschuss, so ist die Frage, wie dieser sinnvoll investiert werden kann.
  • Ich möchte gerne sinnvolles tun, etwas das tatsächlich für interne, oder externe Kunden wichtig ist und benötigt wird. Der Leistungskatalog als Bestandteil der WBR zeigt die Angebote und deren Preise an. Die Nutzung eines solchen wird in der WBR als Vorleistung transparent gemacht. Dadurch werden die internen Prozesse sichtbar und eine Ausrichtung auf den Nutzen durchführbar
  • Ich übernehme gerne Verantwortung und handle unternehmerisch genau darin kann mich die WBR unterstützen. Durch die Transparenz kann ein Dialog zur Zusammenarbeit entstehen.
  • Die WBR kennt keine Kosten, nur Leistungen, die eine Wertschöpfung ermöglichen, Kosten möchte ich nicht haben, Leistungen schon, dadurch unterstützt die WBR einen positiven Blick auf das was Wertschöpfung braucht.

https://www.oose.de/blogpost/bwl-2-0-betriebswirtschaft-wertbildungsrechnung-wbr-wertschoepfung/

WBR – ein Beitrag von Bernd Österreich