Alles eine Frage der Haltung

Kürzlich im Kontakt mit Mitarbeitern einer kleinen Organisation habe ich mal wieder feststellen dürfen, wie Emotionen der Mitarbeiter durch die Haltung der Führungskraft beeinflusst werden können.

Aufgrund eines anstehenden Gesprächs entstand beim Kollegium große Anspannung und Sorge sich rechtfertigen zu müssen und für eine Arbeitssituation zur Rechenschaft gezogen zu werden. Diese Sorge wurde durch die Führungskraft insofern unterstützt als das die eigene Sorge an den Mitarbeiterkreis weitergegeben wurde.

Dabei ging es nur darum in einem gemeinsamen Gespräch zwischen Kunden und Führung und Team ein einheitliches Bild herzustellen und Informationslücken zu schließen.

Wäre die Führungskraft an dieser Stelle mehr im Kontakt mit sich selbst gewesen und klar um was es geht, dann hätte auch das Kollegium keine Sorge haben müssen.

Meine Empfehlung: auf das Schauen was ist und nicht was alles im Kopf an Gedanken dazu entsteht. Die Gedanken bei sich selbst wahrnehmen. Diese können der persönlichen Weiterentwicklung dienen. Eine Haltung der Gelassenheit und des Vertrauens entwickeln. Meist begegnen sich Menschen sehr wohlwollend oder versuche nur ihre eigene Sorge transparent machen.

„Frau Waibel, schmeißen Sie alle festangestellten gewerblichen Mitarbeiter raus und ersetzen Sie diese durch Zeitarbeitnehmer.“

Ich, Betriebsleiterin in einem Logistikbetrieb und mein Chef, der Geschäftsführer, mit einer klaren Ansage. Meine erste Reaktion: krasser Typ, der total durchgedreht ist. Mir war sofort klar, dass ich das nie, nie, nie umsetzen werde.

Ich analysierte ihn, wollte er mich damit testen? Oder ist sein cholerisches Wesen mit ihm durchgegangen. War diese Aussage ein Stellvertreter für einen anderen Konflikt in ihm. Oder meinte er das tatsächlich ernst? Und was ist sein Beweggrund (den hatte ich schnell klar: die Personalkosten).

Was habe ich also getan:

Ich hatte eine schlaflose Nacht, sortierte mich, forderte am nächsten Tag einen Termin ein (er war immer sehr beschäftigt) und teilte ihm folgendes mit:

-eine solche Anweisung setze ich nicht um. Wenn er diesen Weg gehen möchte, dann darf er diesen selbst umsetzen.

-ich strebe einen vertrauensvollen Umgang mit den Mitarbeitern in meinem Verantwortungsbereich an und versuche die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese ungehindert tätig sein können, lernen stattfinden kann und die Kundenanforderungen erfüllt werden. Das widerspricht dieser Ansage von ihm.

-in der Zusammenarbeit zwischen ihm und mir erwarte ich eine andere Art der Kommunikation, auch für den Fall, dass dies nicht ernst gemeint war, da ich kein Interesse an informellen Spielchen habe.

-er solle bitte prüfen, inwieweit er bei den Punkte mitgehen und diese unterstützen kann, oder ob ihm diese Art, Zusammenarbeit zu denken total widerspricht, denn dann passen wir nicht zusammen.

Ich hatte den Eindruck, dass er innerlich sehr verunsichert war, denn mit einer solchen Klarheit wurde in dem Unternehmen selten mit ihm gesprochen. Seine cholerische Art blockte ich einfach ab. Zumindest dem Anschein nach, denn dieses Gespräch hat mich nervös gemacht, ich war unsicher und wusste nicht, ob ich es tatsächlich schaffe die Punkte in der von mir angestrebten Deutlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Glücklicherweise war ich zu diesem Zeitpunkt schon sehr führungserfahren und klar, wie Zusammenarbeit für mich gut funktioniert und welche Werte ich vertrete. Ich frage mich manchmal ob es wohl Führungskräfte gibt, die das wirklich ernsthaft umgesetzt hätten….

Was ist nach meinem Gespräch passiert?

Einfach nichts, meine Punkte wurden gesagt und gehört und bestätigt, dass das doch nicht ganz so gemeint war. Doch ich habe noch etwas anderes gelernt, ich habe den Menschen vor mir gesehen. Dieses Verhalten war seine Strategie an dieser Position zu sein wo er ist, sich durchzusetzen und sich Respekt zu verschaffen und vielleicht auch eigene Unsicherheiten zu kaschieren. Ich vermute, dieses Verhalten war notwendig und nützlich zu einem bestimmten Zeitpunkt. Mir ist es gelungen hinter die Fassade blicken zu können und spürte trotz meiner Distanz zu dem Gesagten, Mitgefühl.