Wie werde ich Führungskraft?

Mosbach, 20 Jahre ist es nun her, dass ich hier mein Duales Studium begann. Ich bin wieder dort und schaue zu meiner ersten eigenen Wohnung hoch, die im Dachgeschoss dieser schönen Altstadt liegt. Erinnerungen kommen hoch, an die Dönerbude, die Feste, die Lernerei, Liebschaften und Freundschaften, die seither bestehen.

Jetzt ist es anders, vor mir sitzen ca. 20 Studenten, alle in einer Reihe, Computer und Tablets vor sich, etwas unsicher, was sie denn zu erwarten hätten von den nächsten Tagen und Stunden. Für mich war es Neuland, für die Studenten auch. Aber eines wollte ich erreichen: dass sie sich daran erinnern und zwar über ihre Studienzeit hinaus.

Aus aufgereihten Klassenzimmertischen wurden Tischgruppen, aus dem „SIE“ Frau Waibel wurde ein „DU“ Nadine und aus dem sich was vortragen lassen ein selber tun müssen. Für mich normal, für die Studenten sehr ungewohnt – ich war irritiert, die Studenten auch. Echte Geschichten und keine Theorie – Lernen voneinander.

Ihre Erwartung: mir wird erzählt, was ich tun kann um Chef zu werden. Meine Antwort: beschäftige dich mit deiner Haltung, deinen Werten, deinen Glaubenssätzen und vor allem stelle dir ständig alle möglichen Fragen und prüfe, ob dein Verhalten zu deiner Idee von Miteinander, deinen Werten und deinen Vorstellungen zu Unternehmensführung passt. Dann kannst du schon jetzt, wenn auch informell „in Führung“ gehen. Und falls du dann irgendwann offiziell Führskraft sein solltest, könntest du dir überlegen, was deinen Mitarbeitern hilft, das sie dich nicht mehr brauchen.

Das Feedback war super. Zufrieden machte ich mich auf den Heimweg. Dennoch nagte an mir das komische Gefühl, dass in unserem Ausbildungssystem etwas ziemlich schief läuft. Mich begleiten sehr viele Fragen bei dieser Fahrt und es entsteht eine Wunschliste.

Ich wünsche mir, dass Studenten (in diesem Fall BWL) mit folgenden Themen konfrontiert werden:

  • Prinzipien der Gemeinwohlökonomie
  • Methoden, die partizipatives Denken und Handeln unterstützen (Open Space, World Café)
  • Eigene Glaubenssätze zu Unternehmensführung
  • Wertbildungsrechnung
  • Künstlerisches Tun – inkl Transfer zur Arbeitswelt
  • Teilnahme an Barcamps, Unkonferenzen, Open Space Veranstaltungen zum Thema Arbeitswelt (ich wünsche mir kostenfreien Einlass für Studenten für viele solcher Veranstaltungen).
  • Agilität (Scrum, Kanban) als Methode und als Haltung
  • Lernforschung – Gerald Hüther
  • Unternehmensbeispiele die, offen agil und anders arbeiten, was Arbeitszeitmodelle, offene Gehaltsmodelle, andere Unternehmensformen anbelangt

Falls Sie als erfahrene Führungskraft auch Interesse an einem dieser Themen haben, freue ich mich, mein Wissen dazu mit Ihnen zu teilen.

AUGENHÖHEcamp

AUGENHÖHEcamp

Es ist 9:30Uhr, in den Räumen der International School of Management (ISM) sitzen 100 Menschen in einem Kreis. Ich eröffne das erste AUGENHÖHEcamp in Hamburg. Ich bin aufgeregt. Hält der Tag für die Teilnehmer, was wir angekündigt haben? Ein Lernraum zu sein für Menschen, die in Ihrer Organisation andere Wege gehen wollen? Ich werde erwartungsvoll angeschaut. Die Hose über Bauch mit Kind spannt. Ich nehme das Mikro in die Hand und tue das was ich kann: mich von dem Moment tragen lassen und mir vertrauen, dass das schon alles wird. Ich wünsche allen Teilnehmern Momente mit hoher Begegnungskraft.

An diesem Abend waren wir im Orgateam euphorisiert. Ein toller Tag. Wir feierten uns selbst und waren uns einig: das machen wir wieder. Wir entschieden uns, alle Informationen zukünftigen Camporganisatoren zur Verfügung zu stellen und dachten groß: dezentral organisierte AUGENHÖHEcamps überall, das wärs doch. Open Source, Open Space, Co-Kreation, yeah! So hatte ich noch nie gearbeitet, voll mein Ding.

2016 ziehe ich mit Mann und Kind wieder in den Süden. Moin, Moin Karlsruhe. Glücklicherweise gab es eine bestehende AUGENHÖHEcommunity und so war es für mich ein leichtes, Interessenten für die Durchführung eines Camps zu finden. Die Begegnungen in unserem karlsruher Orgateam sind zu einem wundervollen Erlebnis für mich geworden. Gemeinsames, offenes Arbeiten, voller Respekt und Achtung. Ich bin sehr berührt wenn ich an diese Runde denke. Kürzlich fragten wir uns worin unsere persönliche Motivation liegt, das Camp durchzuführen. Ich stellte fest, dass mich nicht der inhaltliche Schwerpunkt darin reizt. Gemeinsam mit tollen Menschen etwas sinnstiftendes zu erschaffen lässt mich lebendig fühlen. Ein zauberhaftes Gefühl des Glücks und der Wirksamkeit in der Welt stellt sich ein.

Was ich gelernt habe:

  • Wie ich eine große Veranstaltung im Open Space Format organisiere
  • Welche Wirkung durch Open Source und Co-Kreation entfaltet werden kann
  • Wie motivierend ein tolles Orgateam ist

Weiterführende Informationen:

http://augenhoehe-camp.de, http://augenhoehe-ka.de

Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation

Seit 2013 begegnet mir die GFK nach Marshal Rosenberg in regelmäßigen Abständen.

Meine erste Begegnung war eher negativ. Ich saß in einer Open Space Session mit einem GFK- Anhänger und es kam kein verbindenden Gespräch zustande. Er hat ausschließlich davon gesprochen, wie es ihm geht und was er für Bedürfnisse und Wünsche hat. Dabei alle anderen ignoriert. Ich empfand das blinde Folgen einer Gesprächsmethode abstoßen, nicht verbindend und sehr egozentrisch.

Dennoch, meine Neugier war geweckt und damit meine Offenheit für weitere Begegnungen damit vorhanden.

Mir kam diese Methode leicht vor und mir wurde attestiert ich sei eine Giraffe, denn ich würde die Giraffensprache angeblich wunderbar beherrschen. Dabei merkte ich schnell, dass ich gewisse Praktiken davon sehr gerne einsetzte, ohne diese in der GFK verankert zu wissen, um etwas von meinen Mitmenschen zu erreichen und ihre Bereitschaft zu erhöhen, das zu tun, was ich mir als Ziel gesetzt hatte. Mein nächstes Fazit zu GFK: total manipulativ.

Gerne erinnere ich mich an eine sehr herzliche Begegnung, bei der mein Gegenüber in meinem Hamburger Wohnzimmer meinte, dass ihm einfach ab und zu was auf den Sack gehe und dass es für ihn wichtig sei, sich einfach mal so richtig aufregen zu dürfen und nicht alles durch den GFK- Filter laufen zu lassen und immer nur gedämpft durchs Leben zu spazieren. Ich gab ihm recht.

Dennoch ließ mich das Thema nicht los, immer wieder begegneten mir Menschen, die die GFK als verbindend und beziehungsstärkend beschreiben und darin was persönlich freiheitliches und klares für sich sehen.

Wie mein Sohn 2015 zur Welt kam näherte ich mich nochmals von einer anderen Seit an: wie spreche ich mit meinem Kind.

Mein Fazit:

  • Mir hilft es meine Bedürfnisse zu kennen
  • Mir hilft es über diese zu sprechen und für mich zu klären, was ich mir wünsche
  • andere können mich durch diese Sprache besser kennenlernen und wissen mein Verhalten besser einzuordnen
  • Manipulation durch GFK finde ich nicht schön
  • Ich fühle mich schnell mit meinem Gegenüber verbunden, wenn dieses Elemente der GFK natürlich integriert hat und nicht oberflächlich die Prinzipien der GFK benutzt.

WIE GEHT GFK – ganz einfach:

  1. Du fühlst in dich hinein – Fühle ich mich so oder so, oder so?
  2. Warum fühle ich mich so – Welches Bedürfnis wird nicht befriedigt.
  3. Durch was würde es mir besser gehen – was ist mein Wunsch?
  4. Was brauche ich von meinem Gegenüber – Ich äußere eine Bitte.

Wertbildunsrechnung

Mir war lange unklar, dass die Wertbildungsrechnung (WBR) einen Unterschied machen kann. Für mich war das eher ein lästiges Instrument, das ich nie so ganz durchdringen wollte. Wenn die Zahlen, die ich mir anschaute passten, dann passte das schon irgendwie mit den Handlungen in meinem Verantwortungsbereich.

Und doch, das Instrument lies mich nicht los. Und ich erkannte dessen wirklichen Unterschied erst in dem Moment, wie ich mit etwas anderem konfrontiert wurde, nämlich der klassischen Kosten- und Leistungsrechnung (KLR). Bei einer Führungstätigkeit in einem nicht so erfreulichen logistischen Arbeitsumfeld wurde mir nahegelegt, doch die Personalkosten zu reduzieren. Konkret hieß dies damals: Frau Waibel, schmeißen Sie bitte alle festangestellten Mitarbeiter raus und ersetzen Sie diese durch Werkvertragmitarbeiter.

Da war sie: die Gewinnmaximierung auf Kosten des Personals. Und mir wurde in dem Moment klar, dass sämtliche klassischen Instrumente des Controllings zu für mich verwerflichem Verhalten im betrieblichen Miteinander, und der Formulierung unternehmerischer Ziele führen können. Andersherum: ich wünschte mir Informationen, die mich darin unterstützen sinnvolles zu Tun, mir finanzielle Zusammenhänge aufzeigen und Leistungsträger auch als solche wahrnimmt. Ich dachte an die WBR und bot bei dem dann folgenden Intrinsify.me Wevent eine Session dazu an.

Am wichtigsten scheint mir, dass die WBR mir Zahlen liefert, die mich in folgendem Denken unterstützen:

  • Mitarbeiter sind Leistungsträger und stehen nicht in Konkurrenz zum Unternehmensziel, sondern ermöglichen erst dessen Erreichung. In der WBR sind die Mitarbeitereinkommen als Teil der Eigenleistung angezeigt.
  • Wertschöpfung ist wichtiger als Gewinnmaximierung. In der WBR steht nirgendwo das Wort Gewinn – entsteht ein Überschuss, so ist die Frage, wie dieser sinnvoll investiert werden kann.
  • Ich möchte gerne sinnvolles tun, etwas das tatsächlich für interne, oder externe Kunden wichtig ist und benötigt wird. Der Leistungskatalog als Bestandteil der WBR zeigt die Angebote und deren Preise an. Die Nutzung eines solchen wird in der WBR als Vorleistung transparent gemacht. Dadurch werden die internen Prozesse sichtbar und eine Ausrichtung auf den Nutzen durchführbar
  • Ich übernehme gerne Verantwortung und handle unternehmerisch genau darin kann mich die WBR unterstützen. Durch die Transparenz kann ein Dialog zur Zusammenarbeit entstehen.
  • Die WBR kennt keine Kosten, nur Leistungen, die eine Wertschöpfung ermöglichen, Kosten möchte ich nicht haben, Leistungen schon, dadurch unterstützt die WBR einen positiven Blick auf das was Wertschöpfung braucht.

https://www.oose.de/blogpost/bwl-2-0-betriebswirtschaft-wertbildungsrechnung-wbr-wertschoepfung/

WBR – ein Beitrag von Bernd Österreich