Gestalt und Führung – Teil 2: Präsenz und Gewahrsein im Kontakt mit anderen

In unseren Begegnungen zeigt sich eine Fülle an Erfahrungen, Denkmustern, Projektionen und Gefühlen. Führung bedeutet für mich auch in Kontakt kommen, Kontakt halten und Kontakt unterstützen um so im Miteinander gute Ergebnisse hervorbringen zu können.

Ich war einst neu als Verantwortliche für einen Wareneingangsbereich, in diesem arbeiteten ca. 90 MitarbeiterInnen, zusätzlich dann noch 15-30 LeiharbeitnehmerInnen. Die eigenen Angestellten wurden mit Vornamen und Du angesprochen, die LeiharbeitnehmerInnen (die teilweise jeden Tag seit Jahren in dem Unternehmen unterstützten) mit Du und deren Nachnamen. Die Begründung: nur mit dieser Unterscheidung können die Verantwortlichen festangestellte und LeiharbeitnehmerInnen auseinander halten. Mir war dies egal, ich empfand Respektlosigkeit im Umgang mit den MitarbeiterInnen (egal, welchen Status diese haben), stellte mich vor und fragte alle nach deren Vornamen. Irritation bei den Betroffenen stellte sich ein. Ich wollte die Menschen die mich umgeben auch als Menschen wahrnehmen und nicht als Arbeitsobjekte. Ich bin dankbar dafür, dass ich schon vor vielen Jahren Zugang zu meinem Gespür für Menschen und mich selbst hatte. Innerhalb von wenigen Wochen hatte ich sehr guten Kontakt zu den MitarbeiterInnen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit war möglich.

Liebe Führungskräfte, lernt euch selbst etwas besser kennen um bewusster zu handeln um klarer zu sein um raus zu kommen aus der Rolle, die es zu wahren gilt. Seid etwas mehr ihr selbst, lernt den Schattenteil in euch kennen und anzunehmen. Überlegt euch, was euch wichtig ist, und warum, welche Annahmen ihr trefft und woher diese stammen. Habt ihr diese blind übernommen, könnt ihr hinter diesen stehen?

Je mehr ihr wisst und spürt was ihr tut und warum ihr tut was ihr tut, desto besser könnt ihr in Kontakt mit eurem Umfeld kommen. Ihr werdet als Führungskräfte automatisch ernst genommen, echter Respekt entsteht durch das Sein und nicht durch Hierarchie. Es gibt hierbei auch kein richtig oder falsch sondern nur ein ja so ist es, das ist mir gerade wichtig, das spüre ich und so denke ich und so handle ich, das bin ich und so passt das für mich. Die Gefahr besteht, dass ihr nicht mehr zu dem System passt, in dem ihr aktuell seid, doch anstelle darin krank und überlastet zu werden besteht die Chance neue Wege zu gehen.

Weiterführende Fragestellungen können dir helfen etwas klarer für dich zu sein. Gerne unterstütze ich dich bei der Stärkung deines Gewahrseins als Führungskraft.

  • Welche Werte sind mir selbst wichtig?
  • An welchen Stellen in meinem Tun zeigen sich diese?
  • Was tue ich dafür, dass diese sich stimmig für mich und andere anfühlen?
  • Was fühle ich in der Begegnung?
  • Wie fühlt sich mein Körper an?
  • Was wird gesagt? Wie geht es mir damit?
  • Welche Gefühle vor, während und nach dem einem Gespräch?
  • Welchen Rahmen brauche ich für einen guten Kontakt.

Gestalt und Führung Teil 1: Was ist, darf sein

Was ist darf sein – oft liegt im Führungsalltag ein Nebel vor dem, was eigentlich ist. Ideen, wie Miteinander, Projekte und Prozesse zu sein haben spielen eine größere Rolle bei Entscheidungen als die Akzeptanz von dem was sich zeigt. Das führt zu oberflächlichen Entscheidungen, deren Nutzlosigkeit sich erst im Tun erweist, denn sie kommen nicht an den Kern, sondern behandeln den Nebel.

Tipp: Schaue, was wirklich ist. Wann wird etwas vorgeführt. Wann wird eine Rolle gespielt wo eigentlich Angst vorhanden ist, wann wird kaschiert, wann wird etwas vorgegeben um abzulenken. Übe dich in der Wahrnehmung von dem was ist. Wo bist du? Wann spielst du selbst vor? Welche Emotionen sind deine Antreiber?

Übung – WAHRNEHMUNGSSCHÄRFUNG:

Was höre ich, was sehe ich, was denkt mein Kopf, was nehme ich an, was hätte ich gerne. Spüre den Körper, wann atmest du wie. Wie geht es dir, glaubst du, vertraust du, bist du präsent? Nimmst du dir Zeit?

Möglicher Umgang mit deiner Wahrnehmung: drücke sie aus, bringe sie in den Kontakt, ohne Wertung. Es besteht die Chance eine gute Begegnung zu gestalten auf deren Basis Zusammenarbeit wirklich möglich ist.

Nutzbarkeit der gestalttherapeutischen Haltung für die Entwicklung von Führungskompetenz

Vor fast 20 Jahren stieg ich in eine Führungsposition ein, ich gerade mal 24 Jahre alt und meine beiden Stellvertreter über 10 Jahre älter als ich, für mich lag das Leben über den 30igern noch in weiter ferne, das war einfach so alt. Ich hatte das nicht geplant, sondern eine Chance ergriffen. Total nervös und etwas ängstlich schaute ich dem Tag unserer ersten Begegnung im Job entgegen.

Ich weiß nicht mehr was genau mich antrieb, mich intensiv mit dieser Situation zu beschäftigen – es schien wie ein innerer Ruf zu sein, diese Herausforderung gut zu meistern, als würde sehr viel für mich davon abhängen. Jedenfalls saß ich bei einem Glas Rotwein in meiner noch Studentenbude, visualisierte die vor mir liegende Situation und begann mir Fragen zu meiner Rolle zu stellen: Wie will ich, dass ich wahrgenommen werde, warum ist mir das wichtig, wie möchte ich als Chefin sein, was ist der Rahmen in dem ich mich bewege, was meine ich, dass von mir erwartet wird, was erwarte ich von mir selbst, welche Vorbehalte könnten mir begegnen, was möchte ich dazu ansprechen, was ist meine Verantwortung, was nicht, welche Werte sind mir wichtig, wo zeigen sich diese im Rahmen von Zusammenarbeit, welche Gefühle spüre ich und was ist mir selbst dabei wichtig.

Daraus entstand für mich ein Rahmen für mein Handeln und eine Klarheit die mein Umfeld manchmal überraschte, eine Offenheit an Stellen an denen so manch andere eher Verschlossenheit zeigte. Verbindlichkeit wo diese notwendig war und die Fähigkeit Unsicherheit und Irren zu zeigen wo ich dieses hatte.

  • Damals hörte ich auf mein Gefühl in Bezug auf mein Handeln und meine Gestaltung von den Begegnungen mit meinen MitarbeiterInnen. Ich brachte in den Kontakt was notwendig war. Dialogisch, auf Augenhöhe und Respektvoll.
  • Damals nannte ich es Bildgestaltung, wenn ich den Eindruck hatte, dass mir für eine Entscheidung noch Informationen fehlten. Damals schaute ich, was ist die wirkliche Motivation, was liegt im Hintergrund, im unausgesprochenen verborgen – das sprach ich an.
  • Damals beschäftigte ich mich mit der dialogischen Führung als alternative zu klassischen hierarchischen Führungsstilen, ich verstand mich als Unterstützerin und Ermöglicherin, als Partnerin für Dialog.
  • Damals beschäftigte ich mich damit, wie ich möglichst viel wahrnehmen kann um mein Begegnungsspektrum und Entscheidungsspektrum zu vergrößern.
  • Damals beschäftigte ich mich mit den Rahmenbedingungen in denen ich wirke und der Gestaltung dieser und ich erfuhr welchen Tanz Persönlichkeit und System der Organisation miteinander tanzen.
  • Damals erfuhr ich wie eine gute Beziehung, eigene Zweifel und Vorbehalte heilen kann. Mir begegnete enormes Zutrauen und ich konnte wirksam werden.

Nun fast 20 Jahre späte erfahre ich im Rahmen meiner Ausbildung zur Gestalttherapeutin, was ich damals tat. Ich konnte so lange nicht erklären, warum ich sehr erfolgreich als Führungskraft arbeitete, ich hatte keine Vorlagen, keine Landkarte, die mir den Weg zeigte. Ich arbeitete selbst an meinem dialogischen Weg, der gleichzeitig auch das System und den Wirkungsrahmen bedachte.

Die Ausbildung in der Gestalttherapie gibt mir eine Sprache über mein damaliges Handeln. Denn die Elemente die ich nun heute wieder aufgreife, habe ich damals schon erfasst, nicht in der Tiefe und nicht in der Bedeutung in der therapeutischen Heilung, doch in meinem Sein als Führungskraft. Genau deshalb möchte ich diese aufgreifen und nun anhand der Gestalttherapie nutzbringend erklären.

  • Heute nenne ich es Erweiterung meiner Bewusstheit – durch Wahrnehmungsübungen
  • Heute nenne ich es das dialogische Prinzip in der Begegnung zwischen Menschen
  • Heute unterstütze ich dabei, das in den Vordergrund zu bringen, was im Hintergrund wirkt.
  • Heute nenne ich es auf das Ganze zu schauen und alles was möglich ist, in Betracht zu ziehen
  • Heute nenne ich es Heilung aus der Beziehung
  • Heute nenne ich es Arbeiten im Hier und Jetzt
  • Heute übe ich Körper und Gefühle noch mehr wahrnehmen zu können und diesen Raum zu geben.

SCHEIN oder SEIN

Als Unternehmerkind in einem kleinen Schwarzwalddorf durfte ich sehr früh erfahren, wie denn Unternehmer zu sein hatten. Der Schein, den es zu wahren galt und was auf unsere Familie projeziert wurde könnte ich mit den Worten Erfolg, Reichtum und Freiheit beschreiben. Tatsächlich war der Erfolg immer weniger und die finanzielle Freiheit nur scheinbar vorhanden. Ja, ein Mercedes Cabrio stand vor unserer Tür und ich durfte schon früh die Welt bereisen, das war besetzt mit Konflikten, sich das nicht herausnehmen zu können und sich nicht leisten zu können. Das hatte für mich weitreichende folgen. Denn das erfolgreiche Unternehmergefühl wurde ersetzt durch Scham, es nicht zu schaffen, finanzielle Sorgen, private Schulden und dem dauernden Druck es doch irgendwie hinbekommen zu müssen. Es gab ja eine Erwartung (auch aufgrund der Familientradition zu erfüllen).

Als Kind lernte ich sehr früh zu unterscheiden, was sein und schein bedeutet, das äußerlich erwartete entsprach nicht der von mir gesehenen und erlebten Realität. Die Fähigkeit dies zu unterscheiden zieht sich durch meinen Werdegang und ich habe schon damals die Entscheidung getroffen immer mehr in meine Aufrichtigkeit mit mir und meinem Umfeld zu kommen. Weniger Spielchen, weniger so tun als ob…..

Ebenfalls führte diese Erfahrung auch dazu, dass ich Unternehmer und Führungskräfte immer als Menschen mit ihren Sorgen und Nöten betrachte. Ich sehe das „sein“ auch wenn mir der „schein“ gezeigt wird.

Alles eine Frage der Haltung

Kürzlich im Kontakt mit Mitarbeitern einer kleinen Organisation habe ich mal wieder feststellen dürfen, wie Emotionen der Mitarbeiter durch die Haltung der Führungskraft beeinflusst werden können.

Aufgrund eines anstehenden Gesprächs entstand beim Kollegium große Anspannung und Sorge sich rechtfertigen zu müssen und für eine Arbeitssituation zur Rechenschaft gezogen zu werden. Diese Sorge wurde durch die Führungskraft insofern unterstützt als das die eigene Sorge an den Mitarbeiterkreis weitergegeben wurde.

Dabei ging es nur darum in einem gemeinsamen Gespräch zwischen Kunden und Führung und Team ein einheitliches Bild herzustellen und Informationslücken zu schließen.

Wäre die Führungskraft an dieser Stelle mehr im Kontakt mit sich selbst gewesen und klar um was es geht, dann hätte auch das Kollegium keine Sorge haben müssen.

Meine Empfehlung: auf das Schauen was ist und nicht was alles im Kopf an Gedanken dazu entsteht. Die Gedanken bei sich selbst wahrnehmen. Diese können der persönlichen Weiterentwicklung dienen. Eine Haltung der Gelassenheit und des Vertrauens entwickeln. Meist begegnen sich Menschen sehr wohlwollend oder versuche nur ihre eigene Sorge transparent machen.

Geld – Gehalt – Zeit

Ich war 12, als ich nach der Schule die monatlich geleisteten Arbeitsstunden aus den manuellen Stempelkarten der Mitarbeiter berechnete. 
Ich stellte fest, dass Arbeitsstunden für gleiche Arbeit unterschiedlich finanziell vergütet wurden und dass darüber nicht gesprochen wurde. #newpay#newwork

Dann begann ich Fragen zu stellen. Wer bekommt wie viel für was und warum muss die Pause ausgestempelt werden, etc.? Was zählt zur Arbeit und was zur Pause? Wie geht es den Menschen wohl, wenn ihre Zeit in Geld umgewandelt wird?
Und machen die Mitarbeiter eigentlich gerne was sie tun? Und warum nur haben meine Eltern keine Stempelkarte…..
#Unternehmerkind

Mitte 20, und ich war selbst Führungskraft (nein, nicht im Betrieb meiner Eltern): in meinem Bereich wurde offen über Gehalt gesprochen, die Einstiegsgehälter waren transparent, konnten von allen nachvollzogen werden und die Mitarbeiter in meinem Verantwortungsbereich entschieden eigenverantwortlich über Gehaltserhöhungen.

Heute plädiere ich dafür, keine Angst zu haben über Vergütung zu sprechen und helfe Führungskräften dabei, sich mit mehr Leichtigkeit und weniger #stress an angeblich schwierige Themen zu wagen. Für mehr #Klarheit#Aufrichtigkeit und #Augenhöhe in Begegnungen im Arbeitskontext und darüberhinaus.

Kannst du Führung wirklich, wirklich?

Ehrlich zu mir selbst.

Ich habe schon manchmal so getan als hätte ich voll den Plan und alles im Griff und ganz ehrlich: ich habe mich gefragt, ob ich etwas schaffe, ob ich etwas kann, ob ich etwas gerecht werde, ob ich fair war, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, ob ich etwas tun sollte, oder etwas lassen sollte, durchhalten muss, oder etwas verkaufen muss, Dinge verschweigen soll und vor allem: was denken denn die anderen von mir.

Stärke durch persönliche Klarheit.

Diese Grübeleien haben mich einerseits leiden lassen und mich andererseits ausgestattet mit einem sehr guten Gefühl für mich selbst und der Verbindung zu meinen Werten und meiner Haltung. Das lässt mich mich aufrichtig sein. Ich verbiege mich nicht und habe erkannt, ich liebe Führung, denn ich liebe den Kontakt zu Menschen, das gemeinsame Lernen und arbeiten an einem Thema.

Rückmeldungen zu eigenem Wirken.

Laut meinen „Kunden“ bin ich eine super Führungskraft, mir wurde schon mehrfach applaudiert, ich wurde vermisst, wie ich gegangen bin und als prägend wahrgenommen. Kunden sind in meinem Verständnis meine Mitarbeiter. (Dienstleister ist übrigens in diesem Verständnis mein „Vorgesetzter, Chef, oder wie man diese Person auch immer bezeichnen möchte.) Mein Job ist/war es den Rahmen für Zusammenarbeit zu gestalten und die Kunden dabei zu unterstützen wiederum ihren Kunden weiterzuhelfen. Das alles findet/fand in Begegnungen statt, entweder zu persönlichen Themen, oder zu arbeitsbezogenen Themen.

Und doch blieben so manche Zweifel, kann ich das wirklich, wirklich? Oder spiele ich hier nur was vor?

Meine wertvollste Ressource – Fragen stellen.

Mittlerweile, dank vieler Jahre Erfahrung und der Klarheit für mich selbst glaube ich, dass ich Führung kann. Allerdings nicht nach Lehrbuch, sondern aus mir selbst heraus. Ich kenne meine Ressourcen und meine Fähigkeiten. Das kraftvollste Tool, das ich nutze ist es mir und meinem Umfeld Fragen zu stellen. So manche Frage habe ich mir schmerzlich ehrlich beantwortet, mir zugestanden mich unsicher zu fühlen, Zeit zu brauchen, mich klein zu fühlen, Neid zu empfinden. Es gibt diese „verbotenen“ Worte, das was eine FK nach außen nicht zu sein hat, die Elefanten im Raum, das nicht ausgesprochene in dem so viel Möglichkeiten zur Weiterentwicklung steckt.

Unausgesprochenes aussprechen.

Ich bin davon überzeugt, dass aus mehr Elefantenarbeit mehr aufrichtige Begegnungen im stattfindet und gleichzeitig eine gesündere Beziehung der Führungskräfte zu sich selbst. Vielleicht erspart das die eine oder andere Burnout Prävention.

Lieber mit Pause und klar, als verwirrt und schnell.

Mal wieder eine Besprechung und eine ganz-dringliche-eilt- sofort-wir-müssen-etwas-tun-Entscheidung. Ich mache dabei nicht mit. Es sei denn das Bild um was es geht und meine Haltung dazu scheinen vollständig. Ansonsten nehme ich mir eine Sortierzeit auch wenn es nur eine Toilettenpause dafür gibt. Wer mit mir arbeitet, muss das aushalten. Dafür kann ich danach verbindlich und klar kommunizieren.

Wie gehe ich also vor:

Schritt 1 – Zeit, ich wäge die Dringlichkeit meiner Reaktion ab. Selbst eine scheinbar notwendige sofortige Reaktion kann meist 5 Minuten Pause aushalten. Diese reichen mir schon um die weiteren Schritte durchzuführen.

Schritt 2 – Gefühl, ich spüre in mich hinein, ist da ein Gefühl, eine Wahrnehmung, eine emotionale Reaktion die Beobachtung braucht.

Schritt 3 – Bildgestaltung, ich wäge ab, was sind Fakten, was wurde tatsächlich gesagt, was sind meine Annahmen und Interpretationen, womit fühle ich mich gut, womit schlecht, was ist mir gleichgültig. Fehlen mir noch Informationen, brauche ich eine Beratung? Muss ich noch mit jemand dazu sprechen? Womit bin ich einverstanden, womit nicht, aus welchem Grund. Liegt der Grund in der Sache oder in der Person, oder im Miteinander. Wie gestalten sich die Verantwortlichkeiten zu dem Thema. Was liegt bei mir?

Schritt 4 – Klarheit, Das Bild scheint vollständig genug um zu handeln. Ich kläre auf, treffe Entscheidungen, übernehme Verantwortung oder entscheide mich dagegen.

Übung Wahrnehmung – Interpretation

  1. Was hörst du, was siehst du, was spürst du, welche Gedanken nimmst du wahr.
  2. Was meine ich zu wissen? Was ist meine Bewertung? Was finde ich gut, was schlecht?

Diese Übung kann zu jeder Zeit stattfinden und schult dich zu unterscheiden, was bei dir ist und was nicht.

Wie werde ich Führungskraft?

Mosbach, 20 Jahre ist es nun her, dass ich hier mein Duales Studium begann. Ich bin wieder dort und schaue zu meiner ersten eigenen Wohnung hoch, die im Dachgeschoss dieser schönen Altstadt liegt. Erinnerungen kommen hoch, an die Dönerbude, die Feste, die Lernerei, Liebschaften und Freundschaften, die seither bestehen.

Jetzt ist es anders, vor mir sitzen ca. 20 Studenten, alle in einer Reihe, Computer und Tablets vor sich, etwas unsicher, was sie denn zu erwarten hätten von den nächsten Tagen und Stunden. Für mich war es Neuland, für die Studenten auch. Aber eines wollte ich erreichen: dass sie sich daran erinnern und zwar über ihre Studienzeit hinaus.

Aus aufgereihten Klassenzimmertischen wurden Tischgruppen, aus dem „SIE“ Frau Waibel wurde ein „DU“ Nadine und aus dem sich was vortragen lassen ein selber tun müssen. Für mich normal, für die Studenten sehr ungewohnt – ich war irritiert, die Studenten auch. Echte Geschichten und keine Theorie – Lernen voneinander.

Ihre Erwartung: mir wird erzählt, was ich tun kann um Chef zu werden. Meine Antwort: beschäftige dich mit deiner Haltung, deinen Werten, deinen Glaubenssätzen und vor allem stelle dir ständig alle möglichen Fragen und prüfe, ob dein Verhalten zu deiner Idee von Miteinander, deinen Werten und deinen Vorstellungen zu Unternehmensführung passt. Dann kannst du schon jetzt, wenn auch informell „in Führung“ gehen. Und falls du dann irgendwann offiziell Führskraft sein solltest, könntest du dir überlegen, was deinen Mitarbeitern hilft, das sie dich nicht mehr brauchen.

Das Feedback war super. Zufrieden machte ich mich auf den Heimweg. Dennoch nagte an mir das komische Gefühl, dass in unserem Ausbildungssystem etwas ziemlich schief läuft. Mich begleiten sehr viele Fragen bei dieser Fahrt und es entsteht eine Wunschliste.

Ich wünsche mir, dass Studenten (in diesem Fall BWL) mit folgenden Themen konfrontiert werden:

  • Prinzipien der Gemeinwohlökonomie
  • Methoden, die partizipatives Denken und Handeln unterstützen (Open Space, World Café)
  • Eigene Glaubenssätze zu Unternehmensführung
  • Wertbildungsrechnung
  • Künstlerisches Tun – inkl Transfer zur Arbeitswelt
  • Teilnahme an Barcamps, Unkonferenzen, Open Space Veranstaltungen zum Thema Arbeitswelt (ich wünsche mir kostenfreien Einlass für Studenten für viele solcher Veranstaltungen).
  • Agilität (Scrum, Kanban) als Methode und als Haltung
  • Lernforschung – Gerald Hüther
  • Unternehmensbeispiele die, offen agil und anders arbeiten, was Arbeitszeitmodelle, offene Gehaltsmodelle, andere Unternehmensformen anbelangt

Falls Sie als erfahrene Führungskraft auch Interesse an einem dieser Themen haben, freue ich mich, mein Wissen dazu mit Ihnen zu teilen.