Magst du deinen Perfektionismus, oder Brauchst du ihn noch?

Es gibt Phasen im Leben, da wird einem sehr klar, worauf man sich verlassen kann – und worauf nicht.
2021, mitten in der Coronapandemie, war ich – neben meiner Selbständigkeit – ehrenamtlich Vorstand unseres Waldkindergartens. Die Verantwortung lag bei mir. Die Haftung auch.

Ich hatte keinen fachlichen Hintergrund in Infektionsschutz. Die Regelungen änderten sich laufend. Es war chaotisch, emotional aufgeladen, voller Widersprüche. Und doch wusste ich: Ich kann mir selbst vertrauen.

Nicht, weil ich zu allem eine Meinung hatte. Sondern weil ich wusste, dass ich gründlich bin. Dass ich mich einarbeite, durchblicke, Lösungen finde. Und: dass ich Menschen mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen durch diese Zeit begleiten kann – in Verbindung, nicht im Streit.

Ich analysierte regelmäßig neue Verordnungen, prüfte, was gesetzlich zwingend war – und wo es Handlungsspielräume gab. Ich vermittelte zwischen Eltern und Team, bot Gespräche an, informierte offen, sorgfältig, vollständig.

Meine perfektionistische Arbeitsweise war in dieser Zeit mein Werkzeug:

  • Ich forschte nach, wenn ich etwas nicht verstand.
  • Ich kommunizierte lieber einmal zu viel als zu wenig.
  • Ich dachte an das, was fehlen könnte.
  • Ich stellte mir Fragen, reflektierte.
  • Ich sicherte mich ab, wenn ich unsicher war.
  • Ich fand kreative, tragfähige Lösungen.

Und das Entscheidende: Ich brauchte diesen Perfektionismus nicht, um etwas zu kompensieren und beispielsweise meine innere Unsicherheit abzusichern. Ich konnte ihn einfach nutzen – frei, gezielt, bewusst.

Wie betriebswirtschaftlich notwendig perfektionistische/gründliche Arbeitsweisen werden, habe ich auch in einem ganz anderen Kontext erlebt: in meiner Führungsverantwortung bei der Vorbereitung verhaltensbedingter Kündigungen.

Ein sensibler Bereich. Emotional, rechtlich geregelt, manchmal teuer. Wenn solche Prozesse schlecht vorbereitet sind, landen sie vor dem Arbeitsgericht – mit entsprechenden Abfindungssummen als Folge. Meine Kompetenz sehr genau, gründlich und perfektionistisch zu arbeiten hat mir an dieser Stelle geholfen. Wenn die Sachverhalte sauber dokumentiert, Gespräche protokolliert und Entscheidungen rechtlich abgestützt sind, verlieren Klagen an Substanz.

Dazu habe ich es geschafft, dass ich all den Menschen, denen ich verhaltensbedingte Kündigungen ausgesprochen habe heute Begegnen könnte und keine offenen „Gestalten“ zwischen uns sind. Auch für die Gestaltung von Zwischenmenschlichen Beziehungen kann Gründlichkeit ein Schatz sein.

Perfektionistische Kompetenzen können eine Superressource sein – wenn du sie nicht brauchst, um etwas zu verbergen. Denn wenn du sie aus Angst oder Unsicherheit heraus einsetzt, verlierst du Energie, weil du diese Kraft an Stellen investierst, an denen sie nicht notwendig ist.

Du möchtest Pefektionismus auch als Superressource für dich erfahren. Dann widme dich dem Teil, den du damit versuchst du verbergen. Ich begleite dich dabei – individuell, persönlich und „perfektionistisch“.