Vertrauen im Job – Kompass der Begegnungsgestaltung

So viele Führungskräfte wünschen sich das Vertrauen ihrer MitarbeiterInnen, doch dieses Vertrauen soll doch bitte wie von Zauberhand einfach da sein. Sorry, das ist es nicht. Das ist Arbeit, an der Beziehung, die mit jeder Begegnung untereinander vertrauensvoller wird, oder eben nicht. Die initiale Verantwortung dafür liegt bei der Führungskraft.

Ich erinnere mich gut. Es war Sonntag, der 01.August, 2004 und am nächsten Tag begannen die ersten beiden Mitarbeiter in meinem Team. Damals wusste ich noch nicht, dass ich nur drei Jahre später für über 400 MitarbeiterInnen verantwortlich sein sollte. Nun denn, ich saß etwas nervös bei einem Glas Rotwein in meiner damaligen Studentenbude in Karlsruhe und überlegte, was das für mich bedeutet. Ich wollte das gut machen und begann mir Fragen zu stellen:

  • Was ist mir in Zusammenarbeit wichtig?
  • Welche Werte vertrete ich?
  • Wie schaffe ich es, dass mir vertrauen geschenkt wird?
  • Wie gehe ich damit um, dass die beiden über 10 Jahre älter sind als ich?
  • Was muss ich tun?
  • Was liegt in meiner Verantwortung und was nicht…

Fragen über Fragen tauchten bei mir auf. Doch mein erster Schritt hatte mit mir selbst zu tun, also wie entsteht vertrauen bei mir, wie möchte ich, dass mit mir gearbeitet wird.

👉 Ich vertraue, wenn ich ernst genommen werde.

👉 Ich vertraue, wenn mir aufrichtig, ehrlich begegnet wird.

👉 Ich möchte dass meine Kompetenz wahrgenommen wird.

👉 Ich möchte mich einbringen können.

👉 Ich wünsche mir Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit in der Zusammenarbeit.

👉 Ich wünsche mir Informationen die ich benötige.

👉 Ich möchte keine Machtspielchen.

👉 Ich möchte nichts vertreten müssen, hinter dem ich nicht stehe, oder dessen größere Zusammenhänge ich nicht verstehe, weil mir Informationen fehlen.

👉 Ich möchte mich sicher fühlen, meine Meinung zu äußern.

👉 Ich vertraue, wenn ich mein Gegenüber kenne und einschätzen kann.

Tja, nun wußte ich, was mir wichtig ist, doch was nun? Ich habe mir zu all diesen Themen überlegt wo und wie sie sich im Arbeitsalltag zeigen. Daraus hat sich für mich ein Kompass der Begegnungsgestaltung entwickelt, der zu mir passt, der mir entspricht und der in jeder meiner Führungstätigkeiten zu vertrauensvoller Zusammenarbeit und motivierenden Begegnungen geführt hat.

Und mit meinen ersten beiden MitarbeiterInnen sah das dann so aus:

  1. Wir lernten uns erstmal kennen, dazu lag es zunächst in meiner Verantwortung den beiden Informationen von mir zu geben.
  2. Ich sprach an, was im Raum zwischen uns ist: nämlich unseren Altersunterschied und was ich glaube, was wir voneinander lernen können.
  3. Ich fragte sie, was ihnen wichtig ist und lud sie ein auch von sich zu erzählen.
  4. Ich gab ihnen alle Informationen die sie brauchten.
  5. Ich habe darauf geachtet einzuhalten, was ich sage
  6. Wenn jemand mit mir das Gespräch gesucht hat, dann habe ich mir dafür Zeit genommen
  7. Ich bat sie um Beratung bei kniffligen Fragestellungen
  8. Ich schenkte ihnen Zutrauen in ihre Kompetenzen und ihren Gestaltungswillen
  9. Ich war ehrlich.

Zwischen uns entstand eine Basis der vertrauensvollen Zusammenarbeit über viele Jahre hinweg. Meinen Begegnungskompass habe ich so verinnerlicht, dass das was damals für mich stimmig war auch noch heute Teil von mir ist.